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Montag, 11. Januar 2010

Digitaler Käse


Die Community MeinVz führt ihre eigene Umfrage durch um das Unwort des Jahres zu ermitteln. 3000 Vorschläge wurden eingereicht, und die Topantworten sind: Toxische Papiere, Analogkäse, Altkuhverwertung, Abwrackprämie und Minimalkompromiss.
Was stört mich an dieser Auswahl? Dazu muss man sich mal in Erinnerung rufen, was es mit dem Unwort des Jahres eigentlich auf sich hat: "Bei der 1991 begründeten und seither jährlich stattfindenden Aktion »Unwort des Jahres« sind alle Bürgerinnen und Bürger aufgefordert, sprachliche Missgriffe zu nennen, die im jeweiligen Jahr besonders negativ aufgefallen sind. Gesucht werden Wörter und Formulierungen aus der öffentlichen Sprache, die sachlich grob unangemessen sind und möglicherweise sogar die Menschenwürde verletzen." (Zitiert von Unwortdesjahres.org
Die entscheidenden Passagen hab ich mal eingedickt. Gehen wird das mal Punkt für Punkt durch:
  • Toxische Papiere: Finde den Begriff angemessen, da sich diese vermeintlichen Lizenzen zum Gelddrucken als wahrhaftiges Gift für die Weltwirtschaft und das Finanzsystem herausgestellt haben. Etwas Menschenverachtendes kann ich auch nicht entdecken.
  • Analogkäse: Sachlich unangemessen? Vielleicht, da der Eindruck entstehen könnte, dass es sich tatsächlich um eine Art Käse handelt. Besser wäre Käseersatz. Aber die Menschenwürde wird nicht verletzt.
  • Altkuhverwertung: Die Initiative PETA hat dazu ihre eigene Meinung. Aber ich finde, beim Unwort sollte es weiterhin um den Menschen gehen.
  • Abwrackprämie: Der Begriff, der hier beide Kriterien wohl am wenigsten erfüllt.
  • Minimalkompromiss: Sachlich unangemessen? Nein, Es drückt sehr gut aus, was beim Klimagipfel erreicht wurde - so gut wie nichts. Und die Menschenwürde ist hier auch nicht in Gefahr.
Mit der getroffenen Auswahl wird meines Erachtens der Begriff "Unwort des Jahres" verwässert. Diese Aktion von MeinVz ist daher ein Griff ins Klo. Man vergleiche das mal mit den tatsächlichen Favoriten auf den diesjährigen Titel: "Kopftuchmädchen", "betriebsratsverseuchte Mitarbeiter“, "erweiterter Suizid“ oder „Flüchtlingsbekämpfung“. Das nenne ich grob unangemessen und Menschenverachtend.

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